Nachrichten
Schwierige Lage
Mitteldeutsche Zeitung, 3. April 2020, Seite 7
Von Marcel Duclaud
Der Betrieb läuft weiter - wenn auch gebremst. In diesen Tagen klingt das schon nach einer guten Nachricht. Die Rede ist vom Eisenmoorbad in Bad Schmiedeberg. Einer der großen Arbeitgeber in der Region und natürlich auch eine medizinische Einrichtung.
Konferenzen gibt es nun öfter: „Wir bewerten die Lage jeden Tag neu", erklärt Kurdirektor Deddo Lehmann. Ebenso wird täglich ein interner Rundbrief an die Belegschaft geschickt. Kommunikation und Transparenz ist gerade in Krisenzeiten wichtig, nicht zuletzt deshalb, um Gerüchten vorzubeugen. Das ist eine der Erfahrungen, die der Direktor beim Jahrhunderthochwasser 2002 sammeln durfte - damals noch als Vize in der Kreisverwaltung.
Krankenhäuser entlasten
Stand der Dinge ist eine Belegung in beiden Kliniken, die bei aktuell etwa 50 Prozent liegt, Tendenz fallend. „Das ist dramatisch, aber auch beachtenswert", formuliert der Chef. Zum einen mussten die privaten Kurgäste, die zu gewinnen sich das Unternehmen sehr viel Mühe gibt, abreisen wegen der Coronakrise. Zum anderen werden in den Krankenhäusern wie berichtet nur noch die notwendigsten Operationen durchgeführt, um gewappnet zu sein für die erwartete Welle an Covid-19-Kranken. Um die Kliniken zu entlasten und Betten dort frei zu bekommen werden zurzeit in Bad Schmiedeberg nach Lehmanns Worten Patienten aufgenommen, bei denen noch „eine Wundversorgung in begrenztem Rahmen" erfolgen muss. Vorausgesetzt, sie sind „rehafähig", können also aufstehen und zum Essen gehen. Das Personal ist noch an Bord: „Wir sind dabei, in großem Stil Überstunden abzubauen." Zudem wechseln etwa Krankenschwestern aus dem Rehabilitationsbereich „temporär" in die Altenpflege, die bekanntlich eine der Säulen der Kur GmbH ist. Das bietet sich insofern an, als dort die Plätze so gut wie belegt sind und die Aufwendungen sich erhöht haben, um die alten Menschen bestmöglich zu schützen. Kurzarbeit, so der Kurdirektor, sei sicherlich eine Option, aber momentan versucht das Eisenmoorbad noch ohne über die Runden zu kommen.
Erheblich heruntergefahren ist das Leben natürlich auch im Kurbereich. Die Hotels und Gästehäuser sind geschlossen, Restaurant und Cafe auch. Ebenso Spielplatz, Kur- und Stadtinformation oder das Kneipptherapiezentrum. Die Tretbecken waren in diesem Jahr noch gar nicht in Betrieb. Ein Wachschutz vor den Kurkliniken sorgt dafür, dass nur autorisierte Personen die Tür passieren. Besucher sind nicht mehr zugelassen. „Wir lassen keinen, der nicht legitimiert ist, in Kliniken und Pflegeheime." Es gelte abzuwägen zwischen Sicherheit und den verständlichen Bedürfnissen der Patienten.
Dass es Ausnahmen geben kann, räumt Lehmann ausdrücklich ein - zum Beispiel, wenn ein Mensch in einem der Pflegeheime stirbt. Wenn die Sicherheitsstandards beachtet werden, dürften Angehörige zu dem Sterbenden. „Durch die Einzelzimmer ist das möglich." Überhaupt wird Sicherheit groß geschrieben. Ausreichend Schutzkleidung, Handschuhe und Desinfektionsmittel seien zunächst einmal vorhanden: Die sogenannten FFP-2-Masken werden für den Notfall zurückgehalten. Und die Näherinnen der Wäschestube sind damit beschäftigt, Mundbedeckungen anzufertigen - aus dreilagigem Bettlakenstoff mit eingenähten Vlies. Dass es trotzdem nicht immer einfach ist, den nötigen Abstand zu wahren, bei Ärzten oder Physiotherapeuten, weiß Lehmann: „Wir beschränken die Behandlungen auf ein absolut nötiges Maß."
Keine Anfrage vom Krisenstab
Eine gewisse Anspannung lasse sich angesichts der Corona-Risiken nicht verhehlen, trotzdem „gehen die Mitarbeiter besonnen damit um", findet der Chef des Eisenmoorbads. Anfragen vom Krisenstab, ob die Kur im Fall der Fälle, wenn es also eng werden sollte in den Krankenhäusern, Corona-Patienten aufnehmen könnte, hat es bislang nicht gegeben. „Wir wären jedenfalls besser geeignet als ein Hotel", sagt Lehmann vorsichtig. Technik, Erfahrung mit Virusinfektionen und geschultes Personal stünden zur Verfügung. Allerdings fehle es an
Beatmungsgeräten und Leuten, die sich damit auskennen. Er kann sich eher vorstellen, dass „leichte Krankenhausfälle" nach Bad Schmiedeberg verlegt werden: „Der Umgang mit kranken Menschen ist uns nicht fremd."
Wie sich die Situation entwickeln wird, ist zurzeit schwer absehbar. Fest steht hingegen, dass weiter investiert wird in die Zukunft des Unternehmens. Die Arbeiten an Moor- und Salzerlebniswelt laufen ebenso weiter wie die an den Wegen im Kurpark oder die Planungen für das Gradierwerk. ...